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„Liebe große Kinder, liebe kleine Kinder, wir spielen ein schönes Stück, ein großes Stück. Da lacht ihr euch schief und wieder grad', da lacht ihr euch tot und wieder lebendig. Hinterher dürft ihr alle wieder nach Hause gehen. Eintritt eine Mark, wer kein Geld hat, kriegt noch eine Mark von mir dazu.“ (Kasper, Max Jacob)

Programm Kasper! Fest - Kurzfassung (Pdf)

Max Jacob

(10. August 1888 in Ems; † 8. Dezember 1967 in Hamburg), international bisweilen auch als Makkusu Yakopu bekannt, war ein deutscher Puppenspieler und der Begründer der Hohnsteiner Puppenspiele.

 

Werdegang

Seit früher Jugend war Max Jacob der Wandervogelbewegung verbunden; Volkskunst und Brauchtum fühlte er sich schon früh verpflichtet. Nachdem er im Jahr 1921 einem Puppenspiel als Zuschauer beigewohnt hatte, kaufte sich Jacob, der bis dahin nicht näher mit dieser Kunstform in Berührung gekommen war, Handpuppen und führte am 10. August 1921 im erzgebirgischen Hartenstein erstmals vor Publikum - seiner eigenen Geburtstagsgesellschaft, die weitestgehend aus Wandervogel-Freunden bestand - ein kurzes Spiel auf. Hieraus entwickelten sich die Hartensteiner Puppenspiele, die nach einem Ortswechsel der größer werdenden Künstlergruppe auf die Burg Hohnstein in der sächsischen Schweiz als Die Hohnsteiner zu Weltruhm gelangen sollten.

Jacob und seine „Kasperfamilie“, wie sich die Schar aus Künstlern um ihn herum nannte, lebten zunächst auf der Burg Hohnstein und führten dort auch ihre Kasperspiele auf; als Jugendherberge sorgte die Burg für einen beständigen „Nachschub“ an interessiertem Publikum. Zur Kasperfamilie gehörten nicht nur die Puppenspieler selbst, sondern auch deren Frauen sowie der Holzbildhauer und Puppenschnitzer Theo Eggink und die Kostümbildnerin Elisabeth Grünwaldt, die Jacob beide über den Wandervogel kennengelernt hatte. Mit diesen talentierten Mitarbeitern gelang es Jacob nachhaltig, das Kaspertheater aus dem Umfeld des Jahrmarktes herauszuholen und als pädagogisches Mittel und Theaterform zu etablieren.

1933 mussten Jacob und sein Ensemble die Burg Hohnstein verlassen: Die mächtige Festung wurde von den Nazis beschlagnahmt und in ein Konzentrationslager umfunktioniert. Die Kasperfamilie zog in ein eigens von der Gemeinde errichtetes Mehrfamilienhaus („Kasperhaus“ genannt) und bekam später als neue Spielstätte das Puppenspielhaus von der Weltausstellung in Paris, wo Jacobs Bühne 1937 gastiert hatte, wiederaufgebaut.

Es folgten internationale Gastspielreisen sowie zahlreiche Filmproduktionen (vorrangig Kurzfilme, mit Kaspers Reise um die Welt, 1950, aber auch abendfüllend) und Aufnahmen für den Rundfunk und (später) für das Fernsehen. Viele Texte Jacobs für die Puppenbühne erschienen von den 30er Jahren an im Druck und später zudem in andere Sprachen übersetzt.

In den 40er Jahren wurde die Hohnsteiner Bühne in der Truppenbetreuung eingesetzt. Auch ansonsten fungierte Jacobs Theater während der NS-Zeit als die deutsche Vorzeige-Puppenbühne. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ihm seine angeblich mangelnde Distanz zum Hitler-Regime oftmals zum Vorwurf gemacht; es darf jedoch nicht ausgeblendet werden, dass Max Jacob für eine Vielzahl von Mitarbeitern und deren Familien Verantwortung trug und eine Distanzierung vom Nationalsozialismus für die gesamte Kasperfamilie katastrophale Folgen gehabt hätte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Jacob in Hamburg einen Neuanfang mit seiner Hohnsteiner Puppenbühne. Die meisten seiner früheren Mitspieler waren - allesamt noch jung an Jahren - im Krieg gefallen oder hatten sich wie Rudolf Fischer selbstständig gemacht. Jacobs Frau Marie blieb weiterhin bis zu ihrem Tode in den 1990er Jahren im Kasperhaus in Hohnstein, ebenso der Schnitzer Eggink und die Kostümschneiderin Grünwaldt.

1953 verabschiedete Jacob sich schließlich vom aktiven Puppenspiel, blieb jedoch auf Fachtagungen und bei Lehrgängen präsent und dem Puppentheater eng verbunden. Andere Puppenspieler wie Friedrich Arndt, Harald Schwarz und Erich Kürschner führten die Arbeit der Hohnsteiner im Sinne Jacobs weiter. 1957 wurde Jacob zum Präsidenten der UNIMA, einer internationalen Puppenspielervereinigung, gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode 1967 inne.

Max Jacobs Urne wurde auf dem kleinen Friedhof direkt neben dem Hohnsteiner Puppenspielhaus beigesetzt. Auf dem gleichen Friedhof ruhen heute auch seine Frau Marie, der Schnitzer Eggink und die Kostümbildnerin Grünwaldt.

 

Würdigung und Nachwirkungen von Max Jacobs Schaffen

  • Die Stadt Hohnstein würdigte das Werk Jacobs durch eine Benennung einer Straße in Max-Jacob-Straße sowie durch die Unterstützung einer privat initiierten Traditionsstätte Handpuppenspiel.
  • Die Schallplattenaufnahmen des Hohnsteiner Kaspers sind bis heute - 40 Jahre nach ihrer Entstehung! - im Handel erhältlich. Auf den meisten Hörspielen spielt Jacobs Nachfolger Friedrich Arndt den Kasper, auf zwei der Hörspiele aber ist die markante Stimme Jacobs zu hören.
  • Hohnsteiner Handspielpuppen werden bis heute in Hohnstein gefertigt und von dort aus in alle Welt verschickt. Es handelt sich größtenteils um die von Max Jacob und seinem Schnitzer Theo Eggink entwickelten Figurentypen.
  • Von den Hohnsteiner Puppenbühnen existiert nach dem Tod sämtlicher Bühnenleiter keine einzige mehr. Zahlreiche heutige Theater schmücken sich zwar mit dem historischen Namen Hohnsteiner, stehen aber tatsächlich in keiner direkten Beziehung zu Jacob und seiner Idee vom Puppentheater und arbeiten auch nicht in seiner legitimen Nachfolge.
  • Teile aus dem künstlerischen Nachlass Jacobs befinden sich heute im Puppentheatermuseum in Bad Kreuznach und im Heimatmuseum Hohnstein.

 

Auszeichnungen

  • Goldmedaille auf der Weltausstellung Paris 1937
  • Bundesverdienstkreuz I. Klasse 1956